„Eine Mauer zu bauen, ist keine Lösung“
Geschrieben von: Wo Wi
Donnerstag, den 04. Juli 2013 um 11:48 Uhr
Der Vorsitzende der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Rainer Maria Woelki, hat zu einer Überwindung weltweiter Armut aufgerufen. Am Grab von Erzbischof Oscar Romero in der Kathedrale von San Salvador sagte Kardinal Woelki mit Blick auf die immer stärkeren und undurchlässigeren Grenzziehungen zwischen Arm und Reich: „Eine Mauer zwischen Arm und Reich aufzubauen, ist keine Lösung. Wir brauchen eine Politik, die die Ungleichheit überwindet und die Chancengerechtigkeit stärker als bisher auf die internationale Agenda setzt.“
Bild (pethens): Eucharistie-Kongress 2013 in Köln
Kardinal Woelki hat Projekte der Caritas in New York, Tuscon (Arizona) und San Salvador besucht. Ziel der Reise war es, die Caritasarbeit unter anderen politischen, kulturellen und staatlichen Rahmenbedingungen kennen zu lernen und Impulse für die Arbeit der deutschen Caritas zu erhalten. Dabei ging es vor allem um den Umgang mit Armut, Ausgrenzung und ihren Folgen, die sich an den verschiedenen Stationen der Reise unterschiedlich darstellte. Im Gespräch mit der Caritas in New York wurde Kardinal Woelki erläutert, dass die Caritas dort vor ähnlichen Herausforderungen wie in Deutschland steht. Das betrifft sowohl ihr Engagement für bedürftige Menschen und besonders Migranten als auch die christliche Prägung ihrer Dienste. Im Gespräch mit Vertretern der „Catholic Charities“ und beim Besuch von drei Projekten in der Bronx wurde deutlich: Die Herausforderungen für die Caritas stellen sich in New York zwar anders dar, aber immer geht es um die Unterstützung auf Hilfe angewiesener Menschen, um sie zu befähigen und ihnen eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Dies geschieht mit einer christlichen Perspektive: Mitarbeiter der Caritas werden in Fortbildungen geschult, um die christliche Dimension der Hoffnung zu vermitteln. Aus diesem Grund hat die Caritas New York ihr Arbeitsmotto mit „Helfen und Hoffnung wecken“ ausgegeben.
Im mittelamerikanischen San Salvador sind die Auswirkungen von Armut besonders deutlich zu sehen. Kardinal Woelki informierte sich über ein Caritas-Projekt zur Unterstützung der Bewohner eines Dorfes nahe der Hauptstadt San Salvador, das 2011 von einem Hurrikan stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Außerdem besuchte der Berliner Erzbischof ein Projekt zur Betreuung und Förderung von Menschen mit Behinderungen und ihren Familien, die oft Opfer vielfältiger Ausgrenzung sind. Besonders beeindruckte Kardinal Woelki ein Gespräch mit Mitgliedern der „Mara 18“, einer der in Lateinamerika weit verbreiteten Jugendbanden.
In Tucson informierte sich Kardinal Woelki über die Caritasarbeit, die vor allem auf die Unterstützung von Migranten ausgerichtet ist, die aus den ärmeren Teilen Mittelamerikas in die USA gelangen wollen. Kardinal Woelki zeigte sich schockiert von den ausgebauten Grenzbefestigungen mitten durch die Stadt Nogales, mit der die USA die illegale Einwanderung verhindern wollen. Der „Catholic Social Service“ versucht hier, die Auswirkungen von Drogen- und Schleuserkriminalität, von der Trennung innerhalb von Familien sowie von Gewalt gegen Frauen zu mindern. Im grenzüberschreitenden Projekt „Kino Border Initiative“ informierte sich Kardinal Woelki über das Schicksal von Flüchtlingen: Hier erhalten Flüchtlinge, die nach oft tagelangen Fußmärschen oder mit Hilfe von Schleusern an der Grenze eintreffen oder aus den USA abgeschoben werden, für einige Tage Beratung und Verpflegung. Ein weiteres Projekt der Diözese Tucson bietet Frauen, die wegen häuslicher Gewalt oder aus anderen Gründen gemeinsam mit ihren Kindern aus ihrer Wohnstätte geflüchtet sind, Unterkunft und Vermittlung von wichtigen Informationen sowie Kontakte zum Aufbau einer neuen Existenz. „Caritas ist da, wo die Armut ist“, betonte Kardinal Woelki mit großer Anerkennung auch für die vielfältige Arbeit von Freiwilligen.
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 04. Juli 2013 um 11:49 Uhr
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