Geschrieben von: JoKr Mittwoch, den 15. August 2012 um 20:14 Uhr
Eine geheime Liste der Sex-Täter im Talar wurde den Bezirksblättern Niederösterreich zugespielt. 35 Missbrauchspriester sollen in Österreich noch Dienst versehen. Die Vorwürfe reichen von sexueller Nötigung im Beichtstuhl über Kindesmissbrauch im Knabenseminar bis zu Übergriffen an Ministranten. Die Kirche findet eine Amtsenthebung trotz schwerster Vorwürfe "nicht zielführend".
35 "schwarze Schafe" sollen derzeit in Österreich ihr Amt ausüben. Dies behauptet zumindest ein Mitglied der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt gegenüber den Bezirksblättern Niederösterreich. Der Experte legte auch eine namentliche Liste der Verdächtigen vor. Darunter ein ehemaliger Rektor eines Knabenseminars, ein Pfarrer, der bereits wegen Kindesmissbrauchs zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde und ein Ordensmann, der allerdings vorübergehend verschwunden ist.
Liste der Sünden ist lang. Es gibt Priester, die sich durch sexuelle Gewalt im Rahmen der Ministrantenbetreuung schuldig gemacht haben sollen. Ein Mitglied des Opus Dei soll behinderte Frauen im Beichtstuhl bedrängt, ein anderer Geistlicher einem Ratsuchenden Alkohol eingeflößt haben, um ihn anschließend sexuell zu nötigen. Auch ein Prälat soll unter den einschlägig tätig Gewordenen sein. Die Namen der Verdächtigen liegen der Redaktion vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.
"Während etwa Institutionen wie die Rechtsanwaltskammer verurteilten Mitgliedern Berufsverbot auferlegen, dürfen verurteilte Priester einfach weiter in sensiblen Bereichen arbeiten. Warum versetzt man sie nicht in den Laienstand?", fragt der Insider. "Das wäre ein starkes Zeichen. Wenn eine andere Institution als die Kirche so handeln würde, wäre Feuer am Dach!"
Kirche: Geistliche im Amt können besser kontrolliert werden. Seitens des bischöflichen Ordinariats in St. Pölten sieht man die Sache differenziert. Einer der Beschuldigten, erklärt Rechtsreferent Stefan Stöger im Auftrag von Bischof Küng, würde in seinem Dienst konkrete, strenge Auflagen einzuhalten haben und ständig von Bezugspersonen vor Ort begleitet.
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen stehe für die Diözese an erster Stelle, erklärt Pressereferent Markus Riccabona. "Gerade deswegen wäre eine generelle Laisierung von Priestern, gegen die staatliche als auch kirchenrechtliche Verfahren zu Missbrauchsfällen beendet wurden, nicht zielführend. Wenn die betreffende Person als Priester im Dienst der Diözese steht, kann sie durch entsprechende Maßnahmen - z.B. Beschränkung des Wirkungsbereiches, Begleitung von Vertrauenspersonen etc. - besser kontrolliert werden."